/> />

Raus aus Hohenlohe – Durchstarten in eine andere Welt

SWAG trifft den Singer/songwriter Gregor Meyle

Nicht nur wirtschaftlich gesehen haben viele weltweit agierende Unternehmen ihre Wurzeln in Hohenlohe. Auch auf künstlerischem Gebiet gibt es Hohenloher „Exportschlager“, die man auf den ersten Blick gar nicht hierher stecken würde.

Gregor Meyle ist so jemand. Wie ein Kumpel von nebenan wirkt er mit seinen immer etwas verwuschelten Haaren, legerer Kleidung und der Vorliebe für die italienische Küche. Er wurde 1978 in Backnang geboren und wuchs in Forchtenberg-­Ernsbach auf, bevor er mit 14 Jahren nach Jagsthausen zog.

Die Musik nahm schon immer einen besonderen Platz in seinem Leben ein. Mit vier Jahren bekam er seine erste eigene Gitarre, mit fünf spielte er bereits vor Hunderten von Leuten in Montreux. Ab der ersten Klasse erhielt Gregor professionellen Gitarrenunterricht und schlachtete später sogar sein Sparschwein, um seine erste E-Gitarre zu kaufen.
Schon als 12-jähriger trat er mit der Band „Young Guns“ auf, die Songs von den Guns’n’Roses coverte. Mit der Trennung seiner Eltern wurde die Musik für ihn immer wichtiger, auch um seine Gefühle darüber zu verarbeiten.

„Für mich ist es Luxus, mich zurückziehen zu können und mich auf meine Musik zu konzentrieren, denn Musik ist mein Alltag“

Das stimmt, denn schon immer war Musik in allem, was er tat: Neben der Schule jobbte er in einem Gitarrenladen, gab Unterricht und bastelte an eigenen Songs. Mit 15 Jahren fing er als Tonpraktikant bei den Burgfestspielen Jagsthausen an, wo er zudem in „Der Diener zweier Herren“ als Hofmusiker mit vier selbstkomponierten Gitarrenstücken auftrat. Die Tontechnik faszinierte ihn so, dass er nach seinem Schulabschluss Tontechniker wurde und als Tonassistent am Stadttheater Heilbronn arbeitete. 2001 wurde er als freiberuflicher Tontechniker sehr erfolgreich und arbeitete für Künstler wie José Carreras, Sasha oder Sarah Connor. In seiner Freizeit machte er weiterhin „nebenher“ Musik und spielte mit seinem jüngeren Bruder Felix zusammen in der Band „Meyle“.

Life is what happens while
you’re busy making other plans

Eigentlich wollte Gregor Deutschland im Jahr 2006 den Rücken kehren und nach Südafrika gehen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Sein Bruder Felix hatte ihn bei Stefan Raab’s Castingshow SSDSDSSWEMUGABRTLAD (Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf) angemeldet. Während seine Mitstreiter Welthits coverten, schaffte Gregor den Sprung ins Finale mit sechs selbst geschriebenen Songs. Das hatte es bis dahin weltweit nicht gegeben – und seither auch nicht wieder. Meyle wurde zweiter nach Stefanie Heinzmann aus der Schweiz.

Mittlerweile hat er insgesamt neun Alben veröffentlicht, eine eigene Plattenfirma gegründet, in Zusammenarbeit mit bekannten Sterneköchen zwei Kochbücher geschrieben, zwei Staffeln einer Musik-Doku für das Fernsehen gedreht, sein Song „So soll es sein“ war Titelsong eines internationalen Kinofilms und 2014 lud ihn Xavier Naidoo ein, in der Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ aufzutreten. Und so ganz nebenbei gibt er etwa 100 Konzerte im Jahr, bei denen er sein Publikum begeistert. „Ich muss mich schon auf meinen Hintern setzen und üben, fleißig sein eben. Und ich habe im Leben viel Glück gehabt, das möchte ich auch gerne weitergeben“, berichtet er. Wir sind gespannt, was Gregor weiterhin plant und was das Leben derweil für ihn bereithält.

Drei Fragen an Gregor Meyle

SWAG: Welchen Traumberuf hattest du als Kind bzw. Jugendlicher?
Gregor Meyle: Ich wollte schon immer Musik machen und davon leben zu können, war ein Traum, der sich erst relativ spät erfüllt hat. Ich habe ja über 10 Jahre als Tontechniker gearbeitet und das habe ich auch furchtbar gerne gemacht. Jetzt bin ich grade 10 Jahre als Musiker unterwegs, also genauso lange. Irgendwie fühlt sich das schon nach zweitem Leben an. Man muss eben alles, was man macht, mit Herz machen.

SWAG: Hättest du kurz nach dem Schulabschluss gedacht, dass du mal ein sehr erfolgreicher Berufsmusiker werden würdest?
Gregor Meyle: Naja, ich bin wohl der klassische Quereinsteiger. Für mich ist man erfolgreich, wenn man von dem Job, den man liebt, seine Miete bezahlen und seine Familie ernähren kann. Alles was ich kann, habe ich mir unterwegs irgendwo abgeschaut und ich improvisiere schon mein ganzes Leben. Und genau das muss einem liegen.

SWAG: Welchen Tipp hast du für Azubis, bei denen es in der Ausbildung nicht so rund läuft und sie sich nicht sicher sind, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben?
Gregor Meyle: Ich kann hier nur meine Erfahrungen teilen, die sich alles andere als standardmäßig entwickelt haben. Ich wusste schon immer „von nix kommt nix“. Ich rege mich eigentlich häufig über mich selber auf, wenn ich was hätte erledigen können und ich es bis zum Sankt Nimmerleinstag aufschiebe. Es gibt nix Dooferes als schlecht vorbereitet ins Rennen zu gehen und zum Schluss doch wieder improvisieren zu müssen. Ich habe es mir selbst nie wirklich leicht gemacht. Aber ich wusste, um was zu erreichen, muss man auch härtere Zeiten durchziehen können.
Das Ziel zu sehen, aber den Weg unterwegs mitzunehmen und sogar genießen zu können, das ist das Geheimnis. Man muss allerdings an sich arbeiten, sich ausprobieren und auch irgendwann wissen, was man will und was man kann oder was man nicht kann.

Gregor, wir danken dir ganz herzlich für deine Zeit und das spannende Gespräch!

Studioalben
2008 ➞ So soll es sein (Polydor)
2010 ➞ Meylenweit (WortArt)
2012 ➞ Meile für Meyle (Meylemusic)
2014 ➞ New York – Stintino (Meylemusic)
2016 ➞ Die Leichtigkeit des Seins (Meylemusic)

Lievealben
2008 ➞ Gregor Meyle & Band – Live (Polydor)
2010 ➞ Live – Laut und leise (Meylemusic)
2013 ➞ Meile für Meyle – Live (Meylemusic)
2015 ➞ Live 2015 (Meylemusic)

Soundtracks
2015 ➞ Meylensteine (Embassy of Music)
2017 ➞ Meylensteine Vol. 2 (Embassy of Music)

Bibliografie
2011 ➞ Songs für Feinschmecker
2013 ➞ Songs für echte Feinschmecker