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Meine Zeit in Bali – zwischen Naturwunder, Armut und Vulkanausbruch

Hai! das heißt Hallo! auf balinesisch

Bali ist die wohl beliebteste Insel Indonesiens im Indischen Ozean. Einerseits gibt es tolle Strände, eine faszinierende Unterwasserwelt, eine interessante Kultur und unglaublich herzliche Bewohner. Andererseits gibt es aber auch große Armut, kaum Bildungsmöglichkeiten, einen niedrigen Lebensstandard und Naturgefahren wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche.

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Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der R. STAHL Schaltgeräte GmbH absolviert. Schnell stand für mich fest, dass ich an die Ausbildung gerne noch ein Duales Studium anhängen möchte. Um die Zeit zwischen Ausbildungsende und Studienbeginn zu überbrücken, habe ich mich dann entschieden, bei einem sozialen Projekt im Ausland mitzuwirken. Das war die beste Entscheidung! Ich kann es deshalb kaum erwarten, euch von meinen Erfahrungen zu berichten.

Schon immer bin ich gerne gereist. Allerdings bisher nur mit meiner Familie oder Freunden. Deshalb habe ich bei meiner Recherche im Internet eine Organisation gesucht, die betreue soziale Projekte weltweit anbietet. Sofort begeisterte mich das Projekt “Sozialarbeit und Unterrichten” auf der Insel Bali – und dann ging eigentlich alles ganz schnell. Schon eine Woche später hatte ich die Flüge und meine Reise nach Bali gebucht! Die Vorfreude, aber auch die Aufregung, stiegen von Tag zu Tag.

Insgesamt habe ich sechs Wochen auf Bali verbracht. Die ersten vier Wochen war ich im Freiwilligenhaus der Organisation Green Lion untergebracht und habe das soziale Projekt absolviert. In den letzten beiden Wochen bin ich mit meinem Rucksack auf Bali und den Nachbarinseln herumgereist. Bali muss man mit all seinen Sinnen wahrnehmen. Der Geruch von Räucherstäbchen an jeder Ecke, das saftige Grün der Reisfelder, die leckere indonesische Küche, die balinesischen Klänge und die warme Sonne auf der Haut.

Mein Projekt

Bei meinem Projekt “Sozialarbeit und Unterrichten” ging es darum, die Betreuer vor Ort bei der Förderung der Schüler und der Gestaltung des Schulalltags zu unterstützen. Mein tag bestand aus zwei Teilen. Am Vormittag bekamen wir Freiwilligen die Möglichkeit, ein Gemeinschaftsprojekt zu organisieren. Zum Beispiel renovierten wir die Schulen und säuberten den Strand oder das Stadtzentrum. Am Nachmittag unterrichte ich Englisch in einer fünften Klasse. Hierzu bekam ich zuerst einen kleinen balinesischen Sprachkurs, um mich mit den Schülern etwas verständigen zu können. Ich lernte das Alphabet sowie einfache Wörter und Sätze. Meine Schüler waren zwischen zehn und zwölf Jahren alt. Allerdings kann man das Englischniveau nicht mit dem in Deutschland vergleichen. In diesem Alter beherrschen die Schüler die Vokabeln zu den Farben und den Zahlen sowie das Alphabet.

Nach ein paar kleineren Anfangsschwierigkeiten hat es mir unglaublich Spaß gemacht, die Schüler zu unterrichten. Spielerisch habe ich ihnen weitere Vokabeln zu verschiedenen Themen beigebracht. Am Wichtigsten war es mir aber, ihnen beizubringen, in ganzen englischen Sätzen zu kommunizieren.

Kleiner balinesischer Sprachkurs:

Wie geht es dir? ➞ Bagaimana kabar anda?

Mir geht es gut. ➞ Saya baik.

Wie heißt du? ➞ Siapanama anda?

Ich heiße … ➞ Nama saya …

Meine Unterkunft

Das Freiwilligenhaus von Green Lion befindet sich in Lovina, ganz im Norden von Bali, abseits vom Tourismus im Süden. Die Zimmer sind sehr klein und mit jeweils sechs Bambusbetten ausgestattet. Zu jedem Zimmer gehört außerdem ein kleines balinesisches Bad. Zudem gibt es einen großen Gemeinschaftsraum und einen wunderschönen Garten mit Pool. Die Freiwilligen sind auf der ganzen Welt. Ich hatte Zimmergenossen aus Amerika, China und Kanada. Auch viele Deutsche waren im Freiwilligenhaus untergebracht. Ich habe mich vom ersten Moment an sehr wohl in der Unterkunft gefühlt, auch wenn ich mich erst an den balinesischen Lebensstandard gewöhnen musste. So hatten wir zum Beispiel kein warmes Wasser, sehr schlechtes Internet und es gab das eine oder andere “Tierchen”.

Meine Erfahrungen

Die Balinesen wohnen in kleinen Hütten, die nur mit Matratzen ausgestattet sind. Sie ernähren sich hauptsächlich von selbst angebautem Reis mit Gemüse oder Früchten. Alles darüber hinaus ist für sie Luxus, den sie sich nicht leisten können. Diesen niedrigen Lebensstandard zu sehen, hat mich sehr belastet. Mir wurde bewusst, wie gut es uns in Deutschland geht. Wie sollten alle viel dankbarer sein!

Leider hat die Insel Bali auch ein großes Müllproblem. Der Plastikmüll wird hinter den Hütten gesammelt und in regelmäßigen Abständen verbrannt oder einfach in die Natur geworfen. Das Mussten wir Freiwilligen leider auch beim Säubern des Strandes oder des Stadtzentrums feststellen. Wir haben nicht nur jede Menge Plastiktüten und leere Plastikflaschen gefunden, sondern auch Flip-Flops und Spielzeug.

Im Freiwilligenhaus von Green Lion hatte ich auch die Möglichkeit, viele tolle Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern kennenzulernen und mit ihnen auf engstem Raum zusammenzuleben. Gerne denke ich an unsere Spieleabende im Gemeinschaftsraum zurück. in Gruppen sind wir an den freien Wochenenden auch immer gereist und haben viel erlebt. Zum Beispiel sind wir durch die Reisfelder gewandert, haben mit Mantarochen geschnorchelt, waren im Affenwald oder haben Wildwasserrafting gemacht. Die Vielfalt und Schönheit der Natur Balis hat mich dabei immer wieder aufs Neue begeistert.

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Allerdings darf man auch die drohenden Naturgefahren auf der Insel Bali nicht vergessen. Das musste ich am eigenen Leib erfahren. Eine Woche vor meiner Abreise ist der Vulkan Agung wieder ausgebrochen. Zum Glück war ich zu diesem Zeitpunkt auf der Nachbarinsel Gili Trawangan. Der Flughafen auf Bali wurde geschlossen und lange stand nicht fest, ob mein Rückflug stattfinden kann. Am Ende ging mein Flieger nach Hause wie geplant. Doch schon beim Starten des Fliegers habe ich mich über die dunklen Wolken und Turbulenzen gewundert. Bei meinem Zwischenstopp am Flughafen in Dubai habe ich dann erfahren, dass kurz nach meinem Abflug der Vulkan erneut ausgebrochen ist und mein Flieger einer der letzten war, die noch geflogen sind.

In der kurzen Zeit in meinem Projekt haben mich vor allem meine balinesischen Schüler auf so viele unterschiedliche Arten beeindruckt. Sie waren immer glücklich, offen und freundlich – und das in den einfachen Verhältnissen, in denen sie leben. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, das Leben von einer anderen Perspektive zu sehen. Im Nachhinein glaube ich sogar, dass ich mehr von ihnen gelernt habe, als sie von mir.

Only by giving you are able to receive more than you already have.

- Jim Rohn -

Ich kann es deshalb wirklich nur jedem empfehlen, den Schritt ins Ausland zu wagen, denn man lernt so viel über sich selbst, über seine Stärken sowie Schwächen. Meine Zeit in Bali werde ich nie in meinem Leben vergessen. Ich bin sehr dankbar für die vielen Erlebnisse und vor allem dafür, dass ich gesund wieder zurück bin.

Happiness in Bali seems to come easily,
at least that's the way fou feel after you've spent a little time there.

- InBali.org -